Hund vegetarisch ernähren: Eine echte Alternative? Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Hund vegetarisch ernähren

Möhren alleine reichen nicht, um den Hund vegetarisch zu ernähren.

Immer mehr Menschen verzichten bei ihren Mahlzeiten bewusst auf Fleisch und Fisch. Die meisten tun dies aus moralischen Gründen. Aber wie kommt der Hund mit vegetarischem Futter klar? Dieser Artikel klärt auf, ob Sie Ihren Hund vegetarisch ernähren können.

Ist eine vegetarische Ernährung von Hunden möglich?

Es ist durchaus möglich, einen Hund vegetarisch zu ernähren. Dafür braucht es die richtige Auswahl an pflanzlichen Zutaten und eine ausreichende Menge an tierischen Proteinen. Ausserdem müssen fehlende Nährstoffe oft noch durch Futterzusätze ergänzt werden.

In geeigneten vegetarischen Alleinfuttermitteln ist alles enthalten, was Ihr Hund braucht. Möchten Sie das Futter selbst zusammenstellen, ist das ebenfalls möglich.

Risiken einer vegetarischen Hundeernährung

Beachten Sie aber bitte, dass eine vegetarische Ernährung von Hunden auch einige Risiken birgt. Denn eine bedarfs- und artgerechte Ernährung des Hundes trotz fleischloser Kost ist für jeden Hundehalter eine wahre Herausforderung. Sie erfordert fundierte Kenntnisse zur Ernährungsphysiologie und den Nährstoffbedürfnissen der Carni-Omnivoren.

Fleisch und andere tierische Produkte liefern dem Hund essenzielle Nährstoffe in ausreichend hoher Konzentration. Zum Beispiel sind Vitamin B12, Taurin und Vitamin D3 nur in tierischen Produkten in der benötigten Menge enthalten. Bei einer rein pflanzlichen, veganen Ernährung oder einer fehlerhaft berechneten vegetarischen Ration müssen diese Nährstoffe ergänzt werden, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Warum den Hund vegetarisch ernähren?

Eine vegetarische Ernährung steht bei vielen Menschen hoch im Kurs. Nachhaltigkeit und das Tierwohl stehen dabei im Vordergrund. Denn zur Produktion von Fleisch wird eine unverhältnismässig grosse Menge an Ressourcen benötigt.

So hat eine Studie zum Thema CO₂-Emission in der Tierhaltung gezeigt: Schon die Reduktion des Fleischanteils in der täglichen Ration um 25 Prozent und die vermehrte Verwendung von tierischen Abfallprodukten, wie Innereien und Fleischabschnitten anstelle von bestem Muskelfleisch, reduziert die Co2-Emission um etwa die Hälfte.

Natürlich ist es da naheliegend, dass Sie sich auch Gedanken über die Fütterung Ihres Hundes machen. Muskelfleisch in der Fütterung lässt sich durch hochwertiges tierisches Protein aus Eiern und Milchprodukten ersetzen. Die Haltung und Schlachtung von Tieren zur Fleischproduktion entfallen damit beziehungsweise lassen sich reduzieren.

Faktencheck: Ist der Hund ein reiner Fleischfresser?

Hunde sind Carni-Omnivoren – also Fleisch- und Allesfresser. Sie können also auch pflanzliche Nahrung verdauen.

Dies sogar besser als der Wolf. Studien über die Nahrungszusammensetzung des Wolfes haben zusammenfassend gezeigt, dass insbesondere in Nähe von Städten ein grosser Teil seiner Ration aus Pflanzen und Essensresten besteht.

Im Laufe der Domestikation hat sich die Verdauung des Haushundes an das Fressen von pflanzlicher und kohlenhydratreicher Nahrung und sonstigen Essensresten des Menschen weiter angepasst. Das Gebiss des Hundes und sein kürzerer Verdauungstrakt weisen aber auf die vorzugsweise Aufnahme von tierischem Protein hin.

Eine Beobachtungsstudie zeigte zum Beispiel, dass indische Strassenhunde hauptsächlich von kohlenhydratreichen Essensresten leben. Wo es ihnen möglich ist, bevorzugen sie aber immer noch Nahrungsmittel tierischen Ursprungs.

Warum brauchen Hunde überhaupt tierisches Eiweiss?

Tierisches Eiweiss ist für den Hund die wichtigste Quelle für essenzielle Aminosäuren. Diese sind Bausteine für die Muskeln Ihres Hundes und tragen zur Erneuerung der Zellen bei. Auch wenn manche pflanzliche Nahrungsmittel die meisten der essenziellen Aminosäuren liefern können, bleibt Fleisch für Hunde eine besonders hochwertige Eiweissquelle.

Der im Vergleich zum Menschen kürzere Magen-Darm-Trakt des Hundes ist auf das Fressen und Verdauen von Fleisch angepasst. Unter anderem deswegen müssen pflanzliche Proteine und Kohlenhydrate verarbeitet werden, bevor der Hund diese nutzen kann.

Können Hunde Getreide und andere Kohlenhydratquellen verdauen?

Amylase ist ein Enzym zur Stärkeverdauung. Nur mit einer ausreichenden Aktivität dieses Enzyms können kohlenhydratreiche Lebensmittel verdaut werden. Um den Hund vegetarisch zu ernähren, werden Kohlenhydrate als Energielieferanten an Stelle von Fleisch eingesetzt.

Verschiedene Studien (zum Beispiel aus den Jahren 2013 und 2014) zeigen, dass viele Rassen eine erhöhte Aktivität von Amylase aufweisen. Diese unterscheidet sich aber individuell zwischen den Rassen und auch bei den einzelnen Hunden einer Rasse.

Man kann deshalb nicht pauschal davon ausgehen, dass alle Hunde mit einer kohlenhydratreichen Fütterung klarkommen. Deshalb muss immer der einzelne Hund betrachtet werden und für diesen die am besten geeignete Ernährung gewählt werden.

Im Internet und in anderen Medien liest man immer wieder, dass das Gluten aus Getreide schädlich für den Hund sei. Um den Hund vegetarisch zu ernähren, wird jedoch oft Getreide als Energiequelle eingesetzt. Dies ist bei einem gesunden Hund nicht bedenklich!

Eine echte Glutenunverträglichkeit, auch glutensensitive Enteropathie oder Zöliakie genannt, kommt beim Hund kaum vor. Bei einer Futtermittelunverträglichkeit überwiegt die negative Reaktion auf Proteine im Futter deutlich. Dabei sind tierische Proteine in erster Linie betroffen. Die Häufigkeit und Art des Proteins variiert je nach Land und dort bevorzugter Proteinquelle.

Natürlich kommt auch eine Unverträglichkeit von Weizen oder anderem Getreide beim Hund vor. Diese ist aber immer eine individuelle Erkrankung. Die meisten Hunde können Getreide verdauen und vertragen es auch sehr gut.

Wie ernähre ich meinen Hund vegetarisch und gesund?

Es gibt zahlreiche vegetarische Alleinfuttermittel auf dem Markt. Mit Bedacht nach den Richtlinien der Fediaf (European Pet Food Industry Federation) zusammengesetzt, enthalten diese alle Nährstoffe, die Ihr Hund braucht.

Achten Sie beim Kauf darauf, dass der Hersteller alle wichtigen ernährungsphysiologischen Informationen auf der entsprechenden Verpackung deklariert. Ohne diese grundlegenden Informationen können Sie nicht einschätzen, ob das Futtermittel den Bedarf Ihres Hundes individuell deckt.

Die Futtermittelhersteller verwenden hauptsächlich pflanzliche Proteine (zum Beispiel aus Süsslupinen, Kartoffeln oder Erbsen). Mittlerweile sind aber auch Alleinfuttermittel auf dem Markt, die vegetarisches, tierisches Eiweiss enthalten – zum Beispiel Frischkäse oder Ei.

Wichtig: Ohne Zusatz der fehlenden Vitamine und Mineralstoffe funktioniert ein vegetarisches Futter leider nicht.

Die richtige Futterumstellung

Entscheiden Sie sich für eine vegetarische Fütterung, sollten Sie diese langsam über mehrere Wochen hinweg umstellen, damit sich der Darm Ihres Hundes an die neuen Nahrungsbestandteile gewöhnen kann. Mischen Sie dazu täglich einen grösser werdenden Teil des vegetarischen Futters in die bisherige Nahrung.

Verträgt Ihr Hund die Futterumstellung gut, können Sie seine Ernährung ab und zu mit Snacks wie gekochten Eiern oder Magerquark ergänzen.

Kann ich meinen Hund mit einer selbstgemachten Ration vegetarisch ernähren?

Alternativ kann das Hundefutter auch selbst gekocht werden. Eine vegetarische Mahlzeit für den Hund muss dabei etwas anders gestaltet werden als der vegetarische Teller für den Besitzer. Beachten Sie, dass die richtige Mischung aus Proteinen, Fetten, Kohlehydraten, Vitaminen und Mineralien viel Zeit und Kenntnis erfordern.

Know-how erforderlich

Bevor Sie Ihren Hund vegetarisch ernähren, ist es wichtig, dass Sie sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigen. Vegetarische Rezepte für Hunde aus Büchern oder dem Internet können teilweise zu massiven Nährstoffmängeln führen und sollten daher nicht ohne Überprüfung verwendet werden.

Sprechen Sie am besten vorab mit Ihrem Tierarzt über die geplante Futterumstellung. Dieser kann den Gesundheitszustand Ihres Hundes überprüfen und Sie zur passenden Ernährung beraten.

Ein Tierarzt mit Spezialisierung auf Ernährungsberatung beim Hund kann Ihnen wertvolle Tipps geben und über eine professionelle Rationsberechnung einer Mangelernährung vorbeugen. Ausserdem kann der Spezialist in Zusammenarbeit mit Ihnen die Ration den Bedürfnissen Ihres Hundes anpassen.

Wichtige Bestandteile einer vegetarischen Ration für den Hund

Eine vegetarische Mahlzeit für den Hund enthält tierische Produkte, wie Quark oder Eier, in ausreichender Menge. Die Kohlenhydrate müssen in verarbeiteter Form angeboten werden, damit der Verdauungstrakt des Hundes die darin enthaltene Stärke verwerten kann. Gemüse liefert die benötigten Ballaststoffe für eine gute Darmtätigkeit. Auch eventuell verwendete Hülsenfrüchte müssen immer gekocht verfüttert werden.

Manche für uns Menschen unbedenklichen und gesunden Lebensmittel können für den Hund gesundheitsschädlich oder sogar tödlich sein. Informieren Sie sich deshalb bitte vorab, bevor eines dieser Lebensmittel im Napf Ihres Hundes landet.

Hund vegetarisch ernähren
Viele Pflanzen enthalten wertvolle Nährstoffe (z. B. Mineralstoffe), die Hunde verdauen können.

Umweltfreundliche Alternativen zu vegetarischem Hundefutter

Richtig umgesetzt ist eine vegetarische Hundeernährung eine gute Alternative oder Ergänzung zur Fütterung von fleischhaltigen Futtermitteln. Doch in der heutigen Zeit fällt es vielen schwer, sich die notwendige Zeit zu nehmen oder sich das Fachwissen für die ausgewogene Fütterung anzueignen.

Gibt es daher Alternativen zu einer vegetarischen Hundeernährung, die nachhaltig und zugleich einfacher umzusetzen sind?

Bio-Hundefutter

Vor allem für Hundehalter, die auf nachhaltiges Hundefutter setzen und denen das Wohlergehen von Tieren wichtig ist, ist Bio-Hundefutter eine gute Alternative.

Das verwendete Fleisch stammt von Nutztieren aus artgerechter Tierhaltung. Auch die hochwertigen und unbelasteten Rohstoffe stammen aus biologischem Anbau.

Eine grosse Auswahl an Bio-Nass- und Trockenfutter für Hunde finden Sie auch im Online-Shop von zooplus.

Hundefutter aus Insekten

Hundefutter aus Insekten? Klingt gewöhnungsbedürftig, doch den meisten Vierbeinern schmeckt’s! Viele Hunde, die kein tierisches Eiweiss zu sich nehmen können, vertragen dennoch Insektenprotein.

Da die Zucht der meisten Insekten ausserdem einen geringen Ausstoss von Kohlenstoffdioxid verursacht, ist dieses Futter auch unter Nachhaltigkeitsaspekten eine clevere Alternative.

Fazit: Sollte ich meinen Hund vegetarisch ernähren?

Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, einen Hund vegetarisch zu ernähren. Dazu benötigen Sie aber auf jeden Fall fundierte Kenntnisse über die korrekte Futterzusammenstellung oder Sie wählen ein geprüftes Alleinfuttermittel, das den Vorgaben der Fediaf entspricht. Anderenfalls droht Ihrem Liebling ein Nährstoffmangel, der auf Dauer schwere gesundheitliche Komplikationen nach sich ziehen kann.

Sie möchten Ihrem Hund weiterhin Fleisch anbieten? Auch nur ein bis zwei vegetarische Tage in der Woche tragen erheblich zur Reduktion der Fleischproduktion bei.

Quellen:

  • tierschutzbund.de (PDF)
  • Andrew Knight und Madelaine Leitsberger: Vegetarian versus Meat-Based Diets for Companion Animals, Animals Nr. 6:9 (2016); Online-Version
  • Martin Buksch: Kosmos Praxishandbuch. Hundekrankheiten, Stuttgart 2013, S. 59-64. 
  • tiermedizinportal.de
  • V. Pedrinelli et al.: Influence of number of ingredients, use of supplement and vegetarian or vegan preparation on the composition of homemade diets for dogs and cats, BMC Veterinary Researchm 358 (2021); Online-Version
  • Sarah A. S. Dodd / Jennifer L. Adolphe / Adronie Verbrugghe: Plant-based diets for dogs, Journal of the American Veterinary Medical Association Nr. 253:11 (2018), S. 1425-1432; Online-Version
  • Homemade dog food recipes can be risky business, study finds;Online-Version
  • Simone Bethlehem: Patch Test und Allergen-spezifische Serumantikörper als Diagnostika bei der Futterunverträglichkeit des Hundes; Dissertation 2011; Online-Version

Dr. Cornelia Kolo, Tierärztin
frau zwei hunde

Während meines Studiums der Tiermedizin und meiner Promotion an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München konnte ich zahlreiche Einblicke in die vielfältigen Bereiche der Tiermedizin sammeln. Seit 2011 habe ich in meiner praktischen Tätigkeit als Tierärztin mit den verschiedensten Tieren und ihren Erkrankungen zu tun. Meine Leidenschaft gehört dabei der Aufgabe, meinen Patienten bestmöglich zu helfen und zu ihrem Wohle zu handeln. Mein Wissen als Tierärztin und als langjährige Hundebesitzerin und Hundesportlerin teile ich zudem gerne als Autorin.


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