Tollwut beim Hund Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Tollwut beim Hund mit Sabbern

Speichelfluss und Schluckbeschwerden können Symptome der Tollwut beim Hund sein.

Die Tollwut ist eine tödliche Infektionskrankheit bei Säugetieren, einschliesslich Hunden und Menschen. Obwohl einige Länder derzeit als tollwutfrei gelten, lauert die Gefahr einer Tollwutinfektion noch in vielen Ländern der Welt. Lesen Sie daher den folgenden Artikel, um alles zu erfahren, was Sie über Tollwut bei Hunden wissen müssen.

Wie gefährlich ist die Tollwut beim Hund?

Die Tollwut (englisch: rabies) ist eine tödliche Viruserkrankung, mit der sich neben Hunden und anderen Säugetieren auch Vögel und Menschen anstecken können. Da in vielen Ländern (z. B. Deutschland) ein Behandlungsverbot für Tiere mit Verdacht auf Tollwut besteht, endet die Krankheit für Hunde in jedem Fall tödlich. Schützen Sie Ihren Hund also vor dieser gefährlichen Viruserkrankung.

In vielen Ländern wurde die klassische Tollwut durch Bekämpfungsmassnahmen ausgerottet. Die Schweiz gilt zum Beispiel seit 1999 als frei von der terrestrischen Tollwut.

Weitere Länder mit sehr geringem Tollwutrisiko sind:

  • Belgien
  • Bulgarien
  • Dänemark
  • Deutschland
  • Estland
  • Finnland
  • Frankreich
  • Griechenland
  • Italien
  • Island
  • Irland
  • Kroatien
  • Niederlande
  • Nordirland
  • Österreich
  • Polen
  • Portugal
  • Rumänien
  • Schweden
  • Schweiz
  • Slowenien
  • Slowakei
  • Spanien

Die Mehrzahl der gefährdeten Länder befindet sich in Asien, Afrika oder Südamerika:

  • Ägypten
  • Argentinien
  • Bali
  • Bolivien
  • Botswana
  • Brasilien
  • China
  • Costa Rica
  • Indien
  • Kuba
  • Türkei
  • Tunesien
  • Mexiko
  • Russland
  • Südafrika
  • Vietnam

Welche Tiere sind häufig von Tollwut betroffen?

Die Tollwut ist eine seit dem Altertum bekannte Anthropozoonose, in erster Linie verbreitet durch Hunde und Raubwild. Das bedeutet, dass sich Menschen und Tiere gegenseitig mit dieser Krankheit anstecken können.

Neben Hunden können daher auch andere Tiere wie Katzen, Rinder oder Schweine tollwütig sein. Ein höheres Ansteckungsrisiko haben im Allgemeinen Tiere und Menschen, die in endemischen Gebieten im Ausland leben oder viel Kontakt zu Wildtieren haben.

Symptome: Was sind Anzeichen für Tollwut beim Hund?

Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung) für Tollwut bei Hunden beträgt etwa zwei bis 24 Wochen. Diese Zeit hängt allerdings von der Stelle ab, an der das Virus eindringt. Je näher die Bisswunde am ZNS liegt, desto schneller erkrankt Ihr Hund.

Da sich Tollwutviren auch entlang der Nervenbahnen ausbreiten, treten zeitlich bedingt unterschiedliche Krankheitszeichen (Symptome) auf. Tiermediziner trennen daher die Symptome in drei Stadien, die teilweise ineinander übergehen:

Die erste Phase dauert in der Regel einige Tage und äussert sich vor allem durch Veränderungen im Verhalten des Hundes. Zum Beispiel sind eigentlich scheue Tiere plötzlich zutraulich. Ausserdem treten Lichtempfindlichkeit, Schluckbeschwerden und vermehrter Speichelfluss auf.

Es folgt die sogenannte „rasende Wut“. Der betroffene Hund ist nervös, wild und leicht erregbar. Er beisst scheinbar hemmungslos zu und ist desorientiert. Auch Speichelfluss und Schluckprobleme nehmen zu.

Im Lähmungsstadium leiden die Hunde unter Paralyse (Lähmungen) und Krämpfen. Darauf folgen Koma und der Tod.

Diese klassischen Phasen durchlaufen nicht alle betroffenen Tiere. Bei einigen Hunden geht die Prodromalphase direkt in das paralytische Stadium über.

Rechtliche Grundlagen: Muss ich einen Tollwutfall melden?

Da die Tollwut eine gefährliche Infektionskrankheit darstellt und zu Recht gefürchtet wird, existieren in den meisten Ländern genaue Vorschriften, wie mit einem Tollwutfall umzugehen ist. In der Schweiz gibt die Tierseuchenverordnung Aufschluss über die gesetzlichen Regelungen:

1. Tötung nach Tierseuchenverordnung

Wurde ein Verdacht des Ausbruchs von Tollwut beim Hund offiziell festgestellt, ordnet die zuständige Behörde die sofortige Tötung und Beseitigung des tollwutverdächtigen Hundes an (Art. 146).

2. Meldepflicht

Bei Verdacht auf eine Infektion müssen Katzenhalter dies sofort einem Tierarzt melden. Handelt es sich beim betroffenen Tier um ein Wildtier oder ein herrenloses Haustier, können Sie sich auch an den nächsten Polizeiposten oder die Jagdpolizei wenden (Art. 143).

Wann muss ich zum Tierarzt?

Sollten Sie den Verdacht haben, dass Ihr Hund an Tollwut erkrankt ist, müssen Sie dies unbedingt Ihrem Tierarzt am Telefon mitteilen. Dieser leitet aufgrund der geltenden Anzeigepflicht für Tollwut weitere Schritte ein und informiert die zuständige Behörde.

Angesichts des hohen Infektionsrisikos ist der Kontakt Ihres Hundes mit Menschen oder anderen Haustieren ab dem Zeitpunkt des Verdachts tabu. Als Ausnahme gelten autorisierte Personen, wie zum Beispiel von der zuständigen Behörde.

Bringen Sie Ihren verdächtigen Hund also nicht selbst mit zum Tierarzt. Gehen Sie nicht mit ihm Gassi, sondern verwahren Sie ihn in Quarantäne. Denken Sie jedoch daran, ihn mit frischem Wasser und Futter zu versorgen. Auch sollten Sie ihm die Möglichkeit geben, sein Geschäft verrichten zu können.

Diagnose: Wie lässt sich die Tollwut beim Hund nachweisen?

Am lebenden Hund ist nur eine Verdachtsdiagnose möglich. Die Anamnese und die aufgetretenen Symptome ergeben hier einen klassischen Verdacht. Zum Beispiel: Der Hund zeigt typische neurologische Symptome und ist nicht gegen Tollwut geimpft.

Leider sind gängige Verfahren für einen direkten oder indirekten Virusnachweis bei lebenden Tieren schlecht auswertbar. Deshalb ist eine sichere Diagnose erst am toten Tier möglich. Derzeit erfolgt die Tollwutdiagnose daher noch per pathologischer Untersuchung, etwa mithilfe folgender Nachweismethoden:

  • histologische Untersuchung: Die für die Tollwut typischen Negri-Körperchen (virale Einschlüsse in Nervenzellen) sind im Hirngewebe unter dem Mikroskop sichtbar
  • direkter Virusnachweis durch molekularbiologische Methoden (z. B. Real-Time-Polymerase-Kettenreaktion)
  • indirekter Virusnachweis durch Immunfluoreszenz (IF)

Therapie: Wie wird die Tollwut beim Hund behandelt?

Für die Tollwut beim Hund (und auch bei anderen Tieren) besteht in Deutschland und anderen Ländern ein striktes Behandlungsverbot. Zum einen ist die Ansteckungsgefahr für den Menschen sehr hoch, zum anderen ist die Prognose nach Ausbruch der Erkrankung leider ohnehin sehr schlecht.

Die Tollwut endet übrigens auch beim Menschen in fast allen Fällen tödlich, wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist.

Ursachen: Was sind Auslöser für Tollwut beim Hund?

Das Tollwutvirus ist ein RNA-Virus und gehört zum Genus Lyssavirus und zur Familie der Rhabdoviren. Die Tollwut kommt weltweit vor. Dennoch wurde sie in einigen Ländern durch Massnahmen wie strenge Einreiseregeln und Quarantäne ausgerottet.

Durch den Einsatz von Impfködern für Füchse wurde die klassische Tollwut in grossen Teilen der Welt ausgerottet. In diesen Gebieten tritt jedoch die sogenannte Fledermaustollwut bei Fledermäusen noch vereinzelt auf.

Die klassische Form und die Fledermaustollwut unterscheiden sich wie folgt:

Die klassische Form unterteilt sich in zwei Formen:

  • silvatische Form (abgeleitet von dem Wort „Wald“): vorherrschend in den Vereinigten Staaten und Europa bei wilden Fleischfressern wie Füchsen, Waschbären oder Stinktieren
  • urbane Form (abgeleitet von dem Wort „Stadt“): vorherrschend in städtischen Gebieten in Asien und Afrika. Die Infektion erfolgt hauptsächlich durch Bisse tollwütiger Hunde und Katzen

Das Europäische Fledermaustollwut-Virus 1 und 2 (ELBV 1/2) kommt vor allem bei Fledermäusen vor, obwohl betroffene Fledermausarten in Deutschland nicht häufig vorkommen. Labore in anderen europäischen Ländern weisen es jedoch regelmässig bei Fledermäusen nach. Eine Übertragung auf andere Tierarten oder den Menschen erfolgt äusserst selten.

Ansteckung: Wie stecken sich Hunde mit Tollwut an?

Die Übertragung des Virus erfolgt hauptsächlich durch den Speichel infizierter Tiere. Die Infektion erfolgt in der Regel durch einen Biss. Eine Übertragung ist jedoch auch durch den Kontakt des Speichels mit Schleimhäuten oder oberflächlichen Wunden möglich.

Zunächst infizieren die Tollwutviren die in der Wunde freiliegenden Muskelzellen. Da Muskeln über viele periphere Nervenfasern (ausserhalb des Gehirns und des Rückenmarks) verfügen, erreichen Tollwutviren von hier aus über aufsteigende Nervenbahnen das zentrale Nervensystem (ZNS), das Rückenmark und das Gehirn.

Von dort aus breitet sich die Infektion wieder über absteigende Nervenbahnen aus – bis hin zu den Augen und Speicheldrüsen.

Prognose: Ist Tollwut bei Hunden heilbar?

Wenn Ihr Hund nicht gegen Tollwut geimpft ist und der Verdacht besteht, dass er mit dem Virus infiziert ist, sind die gesetzlich vorgeschriebenen Massnahmen zu ergreifen. Leider bedeutet dies in den meisten Fällen die Erlösung Ihres Hundes durch den Tierarzt.

Vorbeugen: So schützen Sie Ihren Hund vor Tollwut

Der wichtigste Schutz vor einer Tollwutinfektion Ihres Hundes ist eine gültige Tollwutimpfung mit einer Grundimmunisierung. Diese besteht aus drei Impfungen im Alter von zwölf und 16 Wochen und 15 Monaten.

Zusätzlich zur Impfung ist es ratsam, den Kontakt mit auffälligen Wildtieren zu meiden und auffällige Tiere bei der zuständigen Behörde zu melden.

Gibt es eine Impfpflicht gegen Tollwut für Hunde in der Schweiz?

In der Schweiz besteht keine grundsätzliche Pflicht zur Tollwutimpfung von Hund. Diese muss nur erfolgen, wenn Sie mit Ihrem Hund ins Ausland reisen oder eine Behörde die Impfung aus Seuchenschutzgründen veranlasst (Art. 148 TSV).

In anderen Ländern gelten andere Regeln (z. B. Impfpflicht für Hunde), die sich schnell ändern können. Bei einem Umzug oder der erstmaligen Anschaffung eines Haustieres ist es daher immer ratsam, sich über die aktuellen Impfvorschriften im eigenen Land zu informieren.

Reisen mit dem eigenen Hund

Jedes Land hat unterschiedliche Gesetze zum Thema Tollwut. Beispielsweise dürfen in der Schweiz nur gegen Tollwut geimpfte Hunde über die Grenzen reisen.

Wollen Sie mit Ihrem Hund in Tollwutrisikogebiete reisen, müssen Sie zudem womöglich weitergehende Auflagen erfüllen. So werden zum Beispiel Bluttests oder Einfuhrbewilligungen an der schweizerischen Grenze fällig. Es empfiehlt sich daher, sich rechtzeitig vor einer Reise über die aktuell geltenden Vorschriften zu erkundigen.


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Giessen wurde ich umfassend zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen wie die Kleintier-, Grosstier- als auch Exotenmedizin sowie Pharmakologie, Pathologie und Lebensmittelhygiene sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner wissenschaftlich geprägten Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich aber auch meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin und kann so Ängste und Probleme als auch andere wichtige Fragen zur Tiergesundheit nachvollziehen und aufklären.


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