Berner Sennenhund

Berner Sennenhund auf einer Wiese

Dürrbächler, Gelbbäckler, Vieräugler? Der ehemalige Bauernhund aus dem Berner Oberland ist unter vielen Namen bekannt und heute auf der ganzen Welt als Familienhund beliebt. Ihren Menschen begegnen Berner Sennenhunde mit einer grossen Portion Herzenswärme – wenngleich sie draussen in der Natur lieber Schnee und Kälte mögen.

Eigenschaften

Sein gutmütiges und freundliches Wesen hat den Berner Sennenhund zu einem der beliebtesten Bauernhunde weltweit gemacht. Als Familienhund steht er seinen Lieben ein Leben lang treu zur Seite und zeigt sich überaus loyal und anhänglich. Dank seiner hohen Reizschwelle reagiert er auf Umweltreize extrem gelassen. Aggressives Verhalten ist dem Menschenfreund absolut fremd.

Trotz des angeborenen Wachtriebs braucht man Angriffe eines Berner Sennenhundes nicht zu fürchten – so kann es sogar vorkommen, dass manche Vertreter auch einen Einbrecher mit wedelndem Schwanz begrüssen. Umso beliebter ist er als Familienhund, der sich auch getrost mit kleinen Kindern halten lässt. Schreiende oder tobende Kleinkinder bringen den sanften Riesen nicht aus der Ruhe. Vielmehr geniesst er das gemeinsame Spiel und die liebevollen Zuwendungen der Kinder. Lediglich bei Rüden kann es schon mal zu Streitigkeiten mit anderen gleichgeschlechtlichen Hunden kommen, wenn sie sich in ihrem eigenen Territorium bedrängt fühlen. So sagt man Berner Sennenhunden in bestimmten Bereichen auch eine gewisse Sturheit nach, die sich zum Beispiel in der Verweigerung von Kommandos zeigt, die in den Augen des Hundes wenig sinnvoll sind. Schliesslich verfügt der Berner Sennenhund über ein grosses Selbstbewusstsein und eine gute Portion Intelligenz, die ihm erlaubt, verschiedene Befehle zu hinterfragen. Mit viel Liebe und ein paar Belohnungen lässt sich der temperamentvolle Welpe aber leicht zu einem gut erzogenen Familienhund ausbilden, der sich für verschiedenste Aufgaben motivieren und begeistern lässt. Zughundesport, Rettungshundearbeit, Fährtensuche oder auch eine Ausbildung als Therapiehund sind für den ausgeglichenen und ausdauernden Schweizer gut geeignet. Nach einer gelungenen Grunderziehung und Sozialisation geniessen Berner Sennenhunde aufgrund ihres ruhigen und freundlichen Charakters oft mehr Privilegien als andere Rassehunde. Sie lassen sich problemlos überall mit hinnehmen und dürfen auch mal ohne Leine frei herumlaufen, da sie weder zum Jagen noch zum Streunen neigen.

Erscheinungsbild

Nicht nur sein Wesen, sondern auch sein ansprechendes Äusseres macht den Berner Sennenhund zu einem gern gesehenen und attraktiven Gast. Charakteristisch für ihn ist seine Dreifarbigkeit. Den Hauptanteil übernimmt dabei die Farbe Schwarz, die sich wie ein Mantel über Rumpf, Hals, Kopf und Rute legt. Die symmetrische weisse Blesse setzt an der Stirn an und verbreitert sich in Richtung Schnauze, wo sie höchstens bis an die Lefzenwinkel reicht. Markant sind darüber hinaus das weisse Brustkreuz, die weissen Pfoten und die weisse Schwanzspitze. Die braunroten Abzeichen an den Backen (Gelbbäckler), den Läufen und seitlich des weissen Brusthaars setzen schöne Akzente und komplettieren seine attraktive Dreifarbigkeit. Typisch für den Berner Sennenhund sind die braunroten Flecken über den Augen, die ihm den Namen „Vieräugler“ eingebracht haben.

Anders als bei den drei übrigen Vertretern der Schweizer Sennenhunde, wie Appenzeller, Grosser Schweizer und Entlebucher Sennehund, ist das Fell des Berners das einzige mit langem Haar. Dabei ist es in der Regel schlicht und glatt und darf höchstens leicht gewellt sein. Das üppige Fell ist weich und glänzend und schützt den Bauernhund zuverlässig vor Kälte und Schnee. Hitze dagegen verträgt der gut behaarte Rassehund dagegen nicht gut. Im Hochsommer sollte sich der hitzeempfindliche Vierbeiner in schattige Ruheplätze zurückziehen können und körperliche Anstrengungen in der Mittagssonne unbedingt vermeiden.

Mit einer Widerristhöhe von 64 bis 70 cm bei Rüden und 58 bis 66 cm bei Hündinnen gehört der Berner Sennenhund zweifellos zu den grossen Hunderassen. Leider neigen sie als Familienhunde aufgrund eines mangelnden Bewegungsangebots und falscher Ernährung häufig zu Übergewicht. Wie bei uns Menschen führt Fettleibigkeit auch bei Hunden nicht selten zu Gelenkproblemen und anderen Erkrankungen. Das Gewicht eines gesunden, schlanken Berner Sennenhundes sollte deshalb beim Rüden nicht über 55 kg liegen, bei den etwas kleineren Hündinnen nicht über 45 kg.

Geschichte

Ein massiger Körper, ohne behäbig oder fettleibig zu sein, dafür kräftig und muskulös – dieses Erscheinungsbild beschreibt bereits die Vorfahren des Berner Sennenhundes, die in der Schweizer Umgebung von Bern ursprünglich als Bauernhofhunde gehalten wurden, die sich sowohl für das Ziehen von Wagen wie auch zum Treiben des Viehs eigneten. Von welchen Hunden die dreifarbigen Bauernhunde genau abstammen ist unklar. Vermutet wird, dass Molosser und Mastiffs zu ihren Vorfahren gehören, die mit den Römern in die Alpenregion gebracht wurden.

Genauer lässt sich die Geschichte des Berner Sennenhundes erst ab Beginn des 20. Jahrhunderts erzählen, wo sie eng mit dem Ort Dürrbach und dem dortigen Dürrbach-Wirtshaus verbunden ist. Auf dem Hof des Gasthauses, das als Treffpunkt für Dorfbewohner, Reisende und Kaufleute diente, wurden die grossen dreifarbigen Hunde gehalten. Auch der frühere Name „Dürrbächler“ ist auf diese Region im Kanton Bern zurückzuführen, wo der Rassehund in seinen Anfängen verbreitet war. Auf Anraten eines Berner Kaffeewirtes wurden die Dürrbächler Hunde 1902 erstmals auf einer Hundeschau gezeigt. Das Interesse an den attraktiven Hunden, die bisher nur wenigen Menschen aus der Schweizer Region bekannt waren, stieg mit dieser und den folgenden Ausstellungen rasant an. 1907 wurde schliesslich der „Schweizer Dürrbach Club“ gegründet, der die Reinzucht der Rasse einleiten sollte. Der Vorschlag den „Dürrbächler“ in „Berner Sennenhund“ umzubenennen, stammt vom Schweizer Geologen und Kynologen Prof. Dr. Albert Heim, der an der Erstellung des ersten Rassestandards mitarbeitete. Grund für die Namensänderung war vermutlich, dass der neue Name nicht nur eingängiger war, sondern auch seine Verwandtschaft mit den Schweizer Sennenhunden unterstrich. Aufgrund der guten körperlichen und sozialen Eigenschaften und des schönen Aussehens erfreute sich der Berner Sennenhund über die Landesgrenzen der Schweiz hinaus bald grosser Beliebtheit.

Zucht und Gesundheit

Als Bauern- und Gebrauchshund, der neben dem Bewachen des Hofes und dem Treiben von Tieren hauptsächlich als Zughund für fahrende Händler eingesetzt wurde, standen zu Beginn der Zucht Merkmale wie Arbeitswille, Wachsamkeit, Kraft und eine robuste Gesundheit im Vordergrund. Als die Gebrauchshunde durch die Industrialisierung nach und nach arbeitslos wurden, sahen viele in dem gutmütigen und ausgeglichenen Berner bald den perfekten Familienhund. Die Züchter setzten mehr und mehr die Erhaltung der gutartigen sozialen Eigenschaften in den Vordergrund und züchteten erstmals auch unter dem Gesichtspunkt der Schönheit. Für kurze Zeit gehörte der hübsche Rassehund zu den so genannten Modehunden. Wesensschwächen und Erbschäden durch die unkontrollierte Vermehrung unseriöser Hobbyzüchter, die mit dem Verkauf der attraktiven Familienhunde zu Geld kommen wollten, waren die Folge. Glücklicherweise setzten Liebhaber des ursprünglichen Typs diesen Zeiten ein Ende. Aspekte wie Gesundheit und Langlebigkeit bestimmen die heutige Zuchtauswahl wieder massgebend. Die Vorschriften für die Berner Sennenhunde Zucht sind streng. Um Erbkrankheiten zu reduzieren und den Gesundheitszustand der Rasse zu verbessern, werden Zuchtwerte zurate gezogen, die nicht nur die Elterntiere sondern auch Geschwister und andere Verwandte berücksichtigen. Nichtsdestotrotz ist die Lebenserwartung der Berner Sennenhunde mit 7 bis 10 Jahren immer noch niedrig. Zu den häufigsten Beschwerden, mit denen die Rassehunde zu kämpfen haben, gehören Gelenkprobleme (HD und ED), Nierenerkrankungen und Krebsgeschwüre.

Um als Käufer einen möglichst gesunden Welpen zu erhalten, der Ihnen und Ihrer Familie lange Zeit Freude bereitet, sollten Sie sich daher unbedingt an einen seriösen Züchter wenden, dem die Gesundheit seiner Vierbeiner mehr bedeutet als „schnelles Geld“. Ein guter Züchter ist vor allem mit viel Herzblut bei der Sache – reich wird er durch die Hundezucht sicher nicht. Die gewissenhafte Zucht von Rassehunden nimmt nicht nur immens viel Zeit in Anspruch, sie kostet auch meist mehr Geld, als mit dem Verkauf der Welpen wieder reingeholt werden könnte.

Glücklicherweise gibt es viele Liebhaber des Berner Sennenhundes, die mit Leidenschaft und Umsicht diesen besonderen Hund züchten. Wenn Sie sich für einen Welpen interessieren, brauchen Sie also keine Sorge zu haben: Einen guten und seriösen Züchter zu finden, ist bei dieser Rasse gar nicht so schwer. Sie züchten in der Regel in einem eingetragenen Verein und können über diesen auch gefunden werden. Lassen Sie sich Zeit mit der Auswahl eines Züchters – am besten besuchen Sie ihn und seine Hunde mehrmals, um sich einen umfassenden Eindruck seiner Zucht zu verschaffen. Wenn der erste Eindruck stimmt und Sie beim Gelände, bei der Sauberkeit und dem Familienanschluss der Hunde ein gutes Gefühl haben, können Sie weiter ins Detail gehen. Wichtig ist, dass die Zuchthunde geimpft sind und alle empfohlenen Gesundheitsuntersuchungen durchlaufen haben. Ein guter Züchter wird Ihnen ausserdem niemals einen Welpen „aufschwatzen“, vielmehr wird er Sie umfassend über das Leben mit einem Berner Sennenhund informieren und sich ein Bild davon machen, in welchen Verhältnissen sein Schützling bei Ihnen leben wird. Wenn er die nötigen Voraussetzungen für ein gelungenes Zusammenleben als nicht gegeben sieht, wird er Ihnen notfalls sogar vom Kauf dieses Rassehundes abraten.

Ernährung

Bevor ein Welpe bei Ihnen einziehen kann, gibt es also nicht nur viel Hundezubehör zu kaufen, sondern ebenso viel zu bedenken. Ein Thema, über das Sie sich bereits im Vorfeld Gedanken machen sollten, ist unter anderem die Ernährung Ihres Hundes. Ihr Züchter wird Ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen und Ihnen einen umfassenden Ernährungsplan für die ersten Wochen zuhause an die Hand geben. Sie sollten das gewohnte Futter des Züchters auf jeden Fall eine Weile weitergeben, da es optimal auf die Bedürfnisse der jungen Sennenhunde abgestimmt ist. Schliesslich haben Welpen noch einen anderen Nährstoffbedarf als ausgewachsene Hunde. Wenn Sie das Futter schliesslich umstellen möchten, so sollten Sie die gewohnte Nahrung nur langsam und schrittweise ersetzen, damit sich der Magen Ihres Hundes an das neue Futter gewöhnen kann.

Um Übergewicht bei Ihrem Berner zu vermeiden und damit gesundheitliche Probleme vorzubeugen, sollten Sie neben einem ausreichenden Bewegungsangebot auf eine ausgewogene und artgerechte Ernährung Ihres Vierbeiners achten. Am besten geeignet ist ein hoher Fleischanteil, gemischt mit viel Obst und Gemüse. Sie können dieses sowohl als Trocken- wie auch als Nassfutter geben. Als Alternative zu Fertigprodukten hat sich mittlerweile auch das so genannte Barfen etabliert, bei dem den Hunden nur Lebensmittel in roher Form verabreicht werden. Befürworter der Barf-Methode stellen vor allem die wertvollen Inhaltsstoffe heraus, die im rohen Fleisch und Gemüse noch vorhanden sind und die durch ein Abkochen verloren gehen würden. Wenn Sie unsicher sind, welche Ernährungsweise für Ihren Berner Sennenhund geeignet ist, wenden Sie sich am besten an Ihren Züchter oder Tierarzt, der für Ihren Hund einen individuellen Bedarfsplan erstellen kann. Was ein Hund braucht, hängt schliesslich von vielen Faktoren ab, so spielt bei der richtigen Ernährung nicht nur Rasse und Geschlecht eine Rolle, sondern auch, wie viel ihr Hund wiegt, wie alt und wie aktiv er ist.

Haltung und Pflege

Neben der Ernährung Ihres Hundes, gibt es vor allem hinsichtlich der artgerechten Haltung Ihres Vierbeiners einiges zu bedenken. Der grosse Berner Sennenhund benötigt zunächst einmal viel Platz. Ein Haus mit einem Garten oder sogar ein Hof sind optimal. Für eine kleine Stadtwohnung ist der freiheitsliebende Hund definitiv nicht geeignet. Bedenken Sie auch, dass Welpen in den ersten Lebensmonaten noch keine Treppen laufen dürfen, um die noch nicht fertig ausgebildeten Gelenke zu schonen. So kommt eine Etagenwohnung ohne Aufzug schon allein deshalb nicht in Frage. Ein ebenerdiger Zugang in die eigenen vier Wände kann auch später von grossem Vorteil sein, wenn Ihr Hund aus Altergründen keine Treppen mehr laufen kann und Sie ihn aufgrund seines ausgewachsenen Gewichts nicht mehr tragen können.

Der Berner Sennenhund benötigt viel Auslauf und Beschäftigung. Als Halter sollten Sie Lust und vor allem Zeit mitbringen, sich mit Ihrem Liebling zu bewegen. Der Schweizer Rassehund liebt ausgiebige Spaziergänge mit seinen Menschen und freut sich darüber hinaus über mentale Herausforderungen. Intelligenzspielzeug und eine Ausbildung im Zughundesport, in der Rettungshundearbeit oder der Fährtensuche sind für die klugen Hunde gut geeignet. Im Hundesport sind Berner Sennenhunde allerdings nur eingeschränkt einsetzbar. Zu schnelle Sportarten mit abrupten Bewegungen wie zum Beispiel Agility würden die grossen und schweren Hunde überfordern und unnötig belasten.

Zum Wohlbefinden Ihres Berner Sennenhundes trägt auch eine ausreichende Pflege bei. Das lange, glatte Fell sollte mindestens 2 bis 3 Mal die Woche gebürstet werden, um Verfilzungen zu vermeiden und den Glanz zu erhalten. Während des Fellwechsels sollten Bürste und Kamm am besten täglich in die Hand genommen werden. Darüber hinaus sollten Augen, Ohren, Krallen, Ballen, Haut und Zähne Ihres Vierbeiners täglich kontrolliert und gegebenenfalls gereinigt werden. Bei diesen kurzen Routinekontrollen können Sie ausserdem mögliche Veränderungen oder Geschwüre, die Anzeichen für Krebs sein können, frühzeitig erkennen und entsprechend behandeln lassen. Die artgerechte Haltung und die umfassende Pflege Ihres Hundes leisten damit nicht nur einen wichtigen Beitrag zu Gesundheit und Wohlbefinden, sondern tragen entscheidend dazu bei, dass Sie und Ihr Berner Sennenhund lange Zeit Freude aneinander haben werden.

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