Karakal

Verfasst von Bärbel Edel
Ein Karakal steht auf einem Baumstamm

Ein Karakal auf einem Baumstamm in Namibia.

Der Karakal ist in den trockenen Regionen Asiens und Afrikas zuhause. Mit seinen schwarzen Ohrpinseln ähnelt er dem Luchs und wird deshalb auch Wüstenluchs genannt. Manche Menschen halten einen Karakal als exotisches Haustier. Doch Karakale sind Wildtiere und gehören nicht in private Hände.

Aussehen des Karakals

Der Karakal gehört zur Familie der Katzen. Ihren Namen verdankt die Raubkatze den auffälligen, schwarz gefärbten Haarpinseln an den Ohrspitzen: „Karakulak“ bedeutet auf Türkisch „Schwarzohr“. Auch die Rückseiten der Ohren sind schwarz.

Die Fellfarbe ist vom Lebensraum der Karakal-Katze abhängig. Das Spektrum reicht von sand- oder ockerfarben in trockeneren Regionen bis hin zu einer ziegelroten Färbung in Gebieten mit mehr Niederschlag. Der Bauch ist immer etwas heller und weist ein leichtes Fleckenmuster auf.

Im Gesicht hat der Karakal eine schwarz-weisse Zeichnung.

Wie gross ist der Karakal?

Mit einer durchschnittlichen Körperlänge von 65 Zentimetern und einer Schulterhöhe von 45 Zentimetern gehören Karakale zu den mittelgrossen Raubkatzen. Die Tiere können bis zu einem Meter lang werden. Der Schwanz ist etwa 30 Zentimeter lang.

Ein Männchen wiegt zwischen 13 und 18 Kilogramm. Weibchen sind etwas kleiner und leichter.

Wie beim Luchs sind auch beim Karakal die Hinterbeine länger als die Vorderbeine. Dadurch sind die Tiere in der Lage, bis zu drei Meter hoch zu springen – und zwar aus dem Stand! Durch ihre enorme Sprungkraft sind Karakal-Katzen sogar imstande, Vögel im Flug zu fangen.

Typisch Karakal: Die schwarzen Haarpinsel an den Ohrspitzen.

Karakal-Katze und Luchs: Sind sie verwandt?

Lange Zeit ging man davon aus, dass der Karakal (Fachausdruck: Caracal Caracal) und der Luchs (Lynx) eng miteinander verwandt seien. Beide Gattungen gehören zur Familie der Katzen (Felidae), haben Pinsel an den Ohren sowie eine ähnliche Statur und Grösse. Wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Luchs wird der Karakal auch als Wüstenluchs bezeichnet.

Es gibt aber auch Unterschiede: So sind die Ohrpinsel beim Karakal länger als die beim Luchs. Im Gegensatz zum Luchs hat der Karakal keinen Backenbart und auch keinen Stummelschwanz.

Aktuelle genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass die nächste Verwandte des Karakals die Afrikanische Goldkatze (Caracal aurata) ist.

Lebensraum: Wo lebt der Karakal?

Karakale leben in Halbwüsten, Steppen und Trockensavannen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich dabei von der Arabischen Halbinsel bis nach Asien.

Zu den Ländern, in denen Karakale leben, gehören unter anderem Israel, die Türkei, Jordanien, Syrien, Kuwait, der Irak und der Iran, Pakistan, Turkmenistan und Indien. Ausserdem sind die Wüstenluchse in Nord-, Zentral- und Südafrika zuhause.

Die Tiere stehen nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Doch in manchen Gegenden Asiens trifft man sie nur noch selten an, denn ihr Lebensraum wird immer kleiner. Grössere Populationen findet man vor allem in der südafrikanischen Kap-Provinz.

Typische Verhaltensweisen der Raubkatze

Mit Ausnahme der Paarungszeit leben diese Raubkatzen als Einzelgänger. Sie haben ihre eigenen Territorien, die sich in ihrer Ausdehnung sehr stark unterscheiden: Von fünf Quadratkilometern bis hin zu 200 Quadratkilometern ist alles möglich.

Die Reviere können sich durchaus überlappen. Um ungewollte Begegnungen mit Artgenossen zu vermeiden, hinterlassen die Tiere unter anderem Harnmarkierungen und Sekretduftmarken. Diese – für Menschen nicht wahrnehmbaren – Duftsignale enthalten auch Botschaften, wie zum Beispiel über den Gesundheitszustand der Männchen oder über die Paarungsbereitschaft der Weibchen.

Wie alle Katzen, kommunizieren auch Karakale nicht nur über Duftsignale, sondern auch über Katzengeräusche. Ihre Lautsprache umfasst Miauen, Fauchen und Schnurren.

Fortpflanzung und Entwicklung

Weibchen bekommen normalerweise ein bis drei Jungtiere pro Wurf. Die Zeit der Fortpflanzung hängt vom jeweiligen Klima ab. Karakal-Weibchen gebären ihre Jungen immer in der Jahreszeit, in der die meisten Beutetiere vorhanden sind. So können die Mütter leichter Nahrung für ihren Nachwuchs heranschaffen.

Die Tragezeit dauert ungefähr 80 Tage. Zur Geburt zieht sich das Weibchen dann an einen sicheren Ort zurück – zum Beispiel in eine Höhle in den Felsen.

Karakal-Babys kommen mit geschlossenen Augen und völlig hilflos auf die Welt. Bei der Geburt wiegen sie nur etwa 250 Gramm. Wenn sie etwa zehn Tage alt sind, öffnen sie zum ersten Mal ihre Augen.

Im Alter von etwa einem Monat bekommen sie ihre Milchzähne. Jetzt können sie die feste Nahrung zu sich nehmen, die die Mutter für sie erbeutet hat.

Erste Jagdversuche

Ihre ersten eigenen Jagdversuche starten sie, wenn sie ungefähr sechs, sieben Monate alt sind. Am Anfang sind die kleinen Raubkatzen noch unbeholfen, mit der Zeit werden sie aber immer geschicktere Jäger.

Wenn sie ungefähr ein Jahr alt sind, verlassen die Jungtiere ihre Mutter, um sich ein eigenes Jagdgebiet zu suchen. Komplett ausgewachsen sind Karakal-Katzen schliesslich mit zwei Jahren.

In Gefangenschaft gehaltene Karakale sollen bis zu 16 Jahre alt werden.

Ernährung: Was frisst ein Karakal?

Wie alle Katzen, ist auch der Karakal ein reiner Fleischfresser und nimmt nur gelegentlich ein wenig Gras zu sich. Wasser trinkt er so gut wie gar nicht, denn er deckt seinen Flüssigkeitsbedarf fast ausschliesslich über die Nahrung.

Seine bevorzugte Zeit zum Jagen ist die Nacht. Leise schleicht er sich an seine Beute an und überrascht sie dann mit einem blitzschnellen Angriff.

Die Katze ernährt sich unter anderem von Mäusen, Vögeln, Antilopen, Hasen und Schliefern (murmeltierähnliche Säugetiere). Ihre Beutetiere tötet sie mit einem kräftigen Biss in den Nacken oder in die Kehle.

Auch Haustiere wie zum Beispiel Ziegen stehen bei einem Karakal auf dem Speiseplan. In der südafrikanischen Kap-Provinz macht man deshalb Jagd auf ihn.

Karakale sind Wildtiere und gehören nicht ins Wohnzimmer.

Einen Karakal kaufen?

Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wurden in Indien und im Iran zahme Karakale gehalten, um damit Hasen und anderes Kleinwild zu jagen.

Heute sind die Raubkatzen zum exotischen Haustier und Statussymbol avanciert. Wer einen Karakal kaufen möchte, muss zwischen CHF 6.500 und CHF 9.500 bezahlen.

Achtung: Keine Haustiere

Auch wenn Sie von diesen Tieren fasziniert sind und der Kaufpreis keine Rolle spielt: Als Büsi eignen sich die schönen Katzen nicht. Karakale sind Wildtiere und nicht für ein Leben in Gefangenschaft gemacht! Eine artgerechte Haltung in einem Privathaushalt ist deshalb nicht möglich. Selbst das grösste Freigehege reicht nicht an das Revier eines Karakals heran. Auch ihren Jagdtrieb können die Tiere in menschlicher Obhut nicht ausleben.

Ausserdem können Karakale sehr gefährlich werden. Mit ihren scharfen Zähnen und Krallen können sie einem Menschen schwere Verletzungen zufügen. Immer wieder landen unüberlegt angeschaffte Raubkatzen in Auffangstationen, weil ihre Besitzer überfordert waren oder Angst vor ihnen bekamen.

In vielen Ländern ist die private Haltung von Raubkatzen und Raubkatzenhybriden daher entweder verboten oder mit strengen Auflagen verbunden.

Caracat: Kreuzung zwischen Hauskatze und Karakal

Um die wachsende Nachfrage nach exotischen Raubkatzen im Kleinformat zu befriedigen, entstanden immer mehr Hybridrassen. Zu den bekanntesten Wildkatzenhybriden zählen die Bengalkatze und die Savannah.

Die sogenannte Caracat entstand aus einer Kreuzung zwischen Hauskatze und Karakal. Ihre Zucht ist ausgesprochen problematisch: Eine Hauskatze kann bei der Paarung mit einem Karakal-Kater, der viel grösser und kräftiger ist, schwere Verletzungen davontragen.

Auch die unterschiedlich lange Tragezeit von Hauskatzen (63 Tage) und Karakalen (80 Tage) kann zu gesundheitlichen Problemen und Entwicklungsstörungen bei den Kitten führen.

Ein weiteres Risiko ist der wilde Charakter der Raubkatzen-Hybriden. Sie können für ihre Besitzer durchaus gefährlich werden.

Aus ethischen Gründen sollten Sie daher weder einen Karakal noch eine Caracat kaufen. Sehen Sie sich lieber nach einer „gewöhnlichen“ Hauskatze oder einer Rassekatze aus dem Tierheim um. Denn der italienische Künstler Leonardo Da Vinci wusste es bereits: „Schon die kleinste Katze ist ein Meisterwerk.“


Bärbel Edel
Profilbild von Magazin-Autorin Bärbel Edel

Ich bin Journalistin, liebe Tiere und habe bereits während meines Volkskunde-Studiums zur Beziehung zwischen Menschen und Hunden geforscht. Vor einigen Jahren habe ich einen Kater aus dem Münchner Tierheim adoptiert. Elvis war der Anlass, meinen Katzenblog „Lieblingskatze“ zu gründen und mich auch journalistisch mit Tieren zu befassen. Mit meinen Artikeln möchte ich dazu beitragen, dass Menschen ihre Heimtiere besser verstehen.


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