American Pit Bull Terrier

Pitbull wartet aufmerksam am Wegesrand

Zwar werden umgangssprachlich einige Hunde ähnlicher Statur „Pitbull“ genannt, doch nur der American Pit Bull Terrier trägt den Namen offiziell – und dies auch nur in den USA, denn europäische Vereine erkennen die Rasse nicht als eigenständig an. Meist handelt es sich bei in Europa vorkommenden „Pit Bulls“ also um American Staffordshire Terrier oder Mischlinge. Gemeinsam ist allen Pit Pulls jedoch, dass ihnen ein schlechter Ruf als „Kampfhund“ vorauseilt.

Geschichte

„Pit Bull“: Rasse oder American-Staffordshire-Variante?

Obwohl die meisten Hundefreunde die Bezeichnung „Pit Bull“ kennen, ist häufig nicht unbedingt eindeutig, welcher Hund damit gemeint ist. Dies liegt auch daran, dass die FCI (Fédération Cynologique Internationale), der grösste internationale Dachverband für Hundezucht, die Rasse bis heute nicht als eigenständig anerkannt hat. Um dies nachzuvollziehen, blicken wir in die Vergangenheit des Pit Bull, über die uns sein Name bereits viel erzählt: Der Ursprung der Zucht-Bestrebungen liegt in den USA, wo die Rasse aus Kreuzungen zwischen britischen Bulldoggen und Terriern entstanden ist. Aus diesen Kreuzungen entstand die Rasse American Staffordshire Terrier, kurz „Am Staff“ genannt. Ziel der selektiven Zucht war vor allem ein guter vierbeiniger Kämpfer, der sich im sogenannten „Pit“, der Arena für Tierkämpfe, beweisen sollte. Hier wurden „Pit Bulls“ beispielsweise auf Ratten gehetzt, um möglichst viele Ratten in einer vorgegebenen Zeit zu töten. Auch Kämpfe gegen andere Hunde standen lange Zeit auf der Tagesordnung.

Als „Pit Bulls“ bezeichnete man schliesslich vor allem diejenigen American Staffordshire Terrier, die in Kämpfen zum Einsatz kamen, sprich: die „Arbeitshunde“. Bei ihnen ging es mehr um den aus heutiger Sicht zweifelhaften Charakter: Anderen Hunden gegenüber aggressive Tiere mit niedriger Reizschwelle wurden bevorzugt, die Optik war nebensächlich. Darum weist die Mehrheit der American Pit Bull Terrier eine sehr grosse Ähnlichkeit zum American Staffordshire Terrier auf, allerdings können auch optische Abweichungen vorkommen. 1898 erkannte der neu gegründete United Kennel Club (UKC), der bis heute nicht mit der FCI kooperiert, den American Pit Bull Terrier als eigenständige Rasse an. Lange Zeit kam es auch noch zu Kreuzungen zwischen Am Staffs und Pit Bulls. Im Rest der Welt sowie umgangssprachlich auch in den USA, entwickelte sich „Pit Bull“ als Oberbegriff für Kampfhunde allgemein. Leider gibt es in zahlreichen Ländern und trotz Verboten immer noch Hundekämpfe und dementsprechend immer noch Tiere, die speziell für die Teilnahme an solchen grausamen Schauspielen „gezüchtet“ werden.

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Aussehen

Am Staff-Zwilling

Zwangsläufig sehen Pit Bulls den American Staffordshire Terriern sehr ähnlich: Der Pit Bull ist ein muskulöser, kompakter Hund, der bei bis zu 53 cm Schulterhöhe rund 27 kg auf die Waage bringen kann. Auffallend ist der bullige Kopf mit den halbaufrechten Hängeohren – so sie denn nicht kupiert wurden, um dem Hund ein „gefährlicheres Aussehen“ zu geben: Eine Praxis, die in den meisten europäischen Ländern glücklicherweise mittlerweile verboten ist. Das kurze Fell kann alle Farben ausser der Farbkombination Merle haben. Da in Europa meist Mischlinge verschiedener sogenannter „Kampfhunde“ Pit Bulls genannt werden, erübrigt sich in diesen Fällen eine nähere Beschreibung. Wichtig ist aber, dass in einigen Ländern bereits die einem solchen Hund ähnliche Optik ausreicht, um nicht einreisen zu dürfen.

Charakter

Das Erbe der grausamen Hundekämpfe einerseits, verantwortungslose Halter andererseits haben den Pit Bull in Verruf gebracht. Richtig ist: Schlecht sozialisierte Pit Bulls können ein hohes Mass an Aggressivität gegenüber Mensch und Tier zeigen, denn sie sind unerschrocken und grundsätzlich eben das, wozu sie früher gezüchtet wurden, nämlich „kampfbereit“. In der Beziehung zu Menschen ist die Rasse in der Regel allerdings grundsätzlich sehr unterordnungsbereit, was bereits zu den unrühmlichen Tierkampf-Zeiten wichtig war, denn die Vierbeiner mussten sich immer von einem Menschen aus dem Kampf heraus trennen lassen können, ohne dass der Zweibeiner dabei angegriffen wurde. Wie bei den meisten dieser „Kampfhunde“ zeigt auch der Pit Bull, dass die Gefahr vom anderen Ende seiner Leine ausgeht. So gelten sorgfältig sozialisierte Pit Bulls als sanftmütig und sind mit ihrem intelligenten Wesen sowie ihrer Verspieltheit ausgezeichnete Hunde für sportliche Familien und tolle Gefährten für Kinder. Als Wächter eignen sie sich aufgrund ihrer Unterordnungsbereitschaft nicht. Grundsätzlich sind bei dieser Rasse – beziehungsweise dieser Rasse-Variante – immer Herkunft, Sozialisation und Erziehung entscheidende Faktoren für ein entspanntes Zusammenleben. Wackelt eine dieser Säulen, kann der Hund zu einer Gefahr werden – Hundeanfänger sollten dieses Risiko keinesfalls eingehen.

Erziehung ist Expertensache

Ein Pit Bull braucht in jedem Fall hundeerfahrene und besonnene Halter, für die Hundeerziehung kein Neuland ist. Diese sollte eine gründliche und frühe Sozialisierung gegenüber anderen Hunden und Menschen beinhalten. Zudem gilt es bei diesen Vierbeinern immer eine klare und konsequente, dabei natürlich gewaltfreie Führung innezuhaben, da Pit Bulls sonst versuchen, den ersten Platz in der Rangordnung einzunehmen. Dies kann bei einem Tier mit den beschriebenen Anlagen fatale Folgen haben. Suchen Sie mit einem jungen Pit Bull auf jeden Fall eine Welpenspielstunde auf, damit er sich an den Umgang mit verschiedenen Hunden gewöhnt. Auch der Besuch einer angeschlossenen Hundeschule kann sehr hilfreich sein.

Gesundheit

American Pit Bull Terrier können eine Neigung zu Hüftdysplasie haben. Dieses Risiko kann durch entsprechende Zuchtuntersuchungen minimiert und die Gefahr einer Hüftarthrose durch Einhalten des Normalgewichts gesenkt werden. Die Rasse hat ausserdem eine Disposition für canine Demodikose, eine durch übermässigen Befall mit der Haarbalgmilbe verursachte Hautkrankheit. Ebenfalls als Hautirritationen zeigen können sich diverse Allergien, von denen der Pit Bull betroffen sein kann. Insgesamt handelt es sich jedoch um einen robusten Vierbeiner, der bei guter Pflege rund 12 Jahre alt werden kann.

Pit Bull Ernährung

Die Gesundheit eines Hundes bestimmt zu einem grossen Teil auch der tägliche Napfinhalt. Setzen Sie darum auf ein artgerechtes Futter mit einem hohen Fleischanteil: Fleisch sollte an erster Stelle der Zutatenliste stehen. Wenn Sie von dem bisherigen auf ein anderes Futter umstellen möchten, gehen Sie nie abrupt vor, sondern mischen Tag für Tag etwas mehr von dem neuen Futter unter das bereits bekannte. So beugen Sie Überempfindlichkeitsreaktionen vor, insbesondere, wenn das Futter unterschiedliche Qualitäten hat. Während ein Welpe täglich vier kleinere Mahlzeiten erhalten sollte, reichen dem erwachsenen Vierbeiner zwei Portionen. Achten Sie darauf, dass Ihr Pit Bull anschliessend eine Ruhephase, beispielsweise für ein Verdauungsschläfchen, hat. Füttern Sie also am besten immer im Anschluss an eine ausgiebige Gassi-Runde. Bezüglich der täglichen Futtermenge können die Angaben der Hersteller immer nur eine grobe Orientierung bieten, denn der tatsächliche Energiebedarf hängt von Konstitution und Aktivität Ihres Gefährten ab.

Pflege

Das Fell der Rasse ist kurz und entsprechend pflegeleicht: Bürsten Sie das Fell einmal wöchentlich.  Gewöhnen Sie bereits Ihren Welpen an das Ritual – die meisten Hunde geniessen die pflegenden Streicheleinheiten. Baden sollten Sie Ihren Gefährten nur im absoluten Notfall und mit einem milden Hundeshampoo, denn die Hautflora kurzhaariger Rassen regeneriert sich nur langsam. Kontrollieren Sie regelmässig die Krallenlänge und kürzen Sie diese bei Bedarf mit einer Krallenschere. Häufig ist dies, wenn überhaupt, erst im Alter notwendig. Einige Hundehalter putzen ihren Vierbeinern täglich – und zwecks Gewöhnung vom Welpenalter an – mit Hundezahnpasta sowie einer speziellen Hundezahnbürste die Zähne, um Zahnstein vorzubeugen. Alternativ können Sie Zahnpflegesnacks oder Trockenkauartikel wie getrocknete Rinderohren reichen.

Sport

Pit Bulls überraschen viele Hundefreunde mit ihrer Vielseitigkeit: Die sportlichen und ausdauernden Hunde kommen in ihrem Heimatland häufig als Rettungs- oder Suchhund zum Einsatz. Ein Pit Bull braucht viel Auslauf und ist immer für ein gemeinsames Abenteuer mit seinen Bezugspersonen zu haben. Auch Hundesport wie Agility kann dem American Pit Bull Terrier grosse Freude bereiten, allerdings sollten häufige Sprünge aufgrund der Neigung zur Hüftdysplasie eher vermieden werden. Ohnehin ist es wichtig, dass Ihr Gefährte keinen anstrengenden Sport treibt oder Treppen steigt, bevor er ausgewachsen ist. Schutzhundesport sollte aufgrund der angeborenen Schärfe der Rasse nicht mit einem Pit Bull praktiziert werden, da dies eher die unerwünschten Anlagen verstärken würde.

Überlegungen vor dem Einzug

Bevor Sie sich auf den Einzug eines Pit Bulls vorbereiten, sei gesagt: Wer in Europa gezielt auf die Suche nach einem American Pit Bull Terrier geht, wird keinen von einem regulären Züchter erwerben können, da die FCI die Rasse nicht anerkennt. Wer am klischeehaften „Kampfhund-Ruf“ Gefallen findet und gerne einen abschreckenden Hund durchs Dorf führt, der sollte Abstand von der Haltung eines Pit Bull nehmen, denn mit dieser Einstellung wird man dem loyalen Vierbeiner keinesfalls gerecht. Ernsthafte Interessenten können in Europa auf den American Staffordshire Terrier ausweichen, der naturgemäss die gleichen Ansprüche an seine Halter hat: Am Staffs sowie Pit Bulls gehören immer in hundeerfahrene Hände. Bezüglich der Aussenwirkung sollte jedem Pit-Bull-Freund jedoch klar sein, dass ein solcher Hund an der Leine polarisiert und durchaus mit negativen Reaktionen bei der täglichen Gassi-Runde und im Bekanntenkreis zu rechnen ist. Mit einem gut erzogenen Pit Bull können Sie dies natürlich auch als Chance sehen, die Kritiker vom Charme Ihres eigenen Vierbeiners um die Pfote wickeln zu lassen.

Abgesehen von der kritischen öffentlichen Wahrnehmung wird die Haltung von Pit Bulls oder Am Staffs in zahlreichen Ländern und Regionen erschwert: In vielen Bundesländern Deutschlands sowie Österreichs ist die Haltung mit strengen Auflagen – vom Hundeführerschein bis zum Einverständnis des zuständigen Bürgermeisters – und teils höheren Hundesteuern verbunden. In der Schweiz ist die Haltung in einigen Kantonen gänzlich verboten. Ein komplettes Einreiseverbot für Pit Bulls und Vierbeiner mit ähnlichem Aussehen besteht in Frankreich, Dänemark und Grossbritannien.

Erkundigen Sie sich vor dem Einzug nach eventuell vorhandenen Auflagen sowie höheren Hundesteuern und berechnen Sie bei dieser Gelegenheit am besten gleich auch die durchschnittlichen Kosten, die regelmässig für Hundenahrung, Tierarzt und Versicherung anfallen. Als hundeerfahrenem Tierfreund ist Ihnen auch die kostenintensive Grundausstattung für Vierbeiner (Leine, Geschirr, Halsband, Betten und Decken, Transportsicherung für das Auto, Pflegeutensilien, Spielzeuge) bereits bekannt.

Wo finde ich meinen Wunsch-Pit-Bull?

Wenn Sie in Europa einen reinrassigen American Pit Bull Terrier von einem seriösen Züchter erwerben möchten, können Sie lediglich von der Alternative Gebrauch machen und sich an die Züchter von American Staffordshire Terriern wenden, denn nur diese können entsprechende Abstammungsnachweise erhalten.

Darum sollten Sie unter keinen Umständen einen „Pit-Bull-Welpen“ ohne Papiere kaufen – es handelt sich immer um Mischlinge, bei denen die charakterliche und gesundheitliche Eignung zur Zucht nicht ausreichend überprüft wurde. Ein Pit Bull mit aggressiven Vorfahren kann im besten Fall zu einer Herausforderung, im schlimmsten zu einer Gefahr werden. Auch die gesundheitlichen Risken bezüglich der Erbkrankheiten sind bei solchen Tieren weitaus höher.

Da als „Pit Bull“ zahlreiche Mischlinge im Tierschutz ein Zuhause suchen, besteht hier für Menschen mit Hundeerfahrung eine gute Möglichkeit, sich ihren Wunsch nach einem „Pit Bull“ zu erfüllen und gleichzeitig einem Vierbeiner auf der Suche nach einem neuen Zuhause zu helfen. Selbstverständlich sollten Sie sich vor dem Einzug umfangreich über die Vorgeschichte des Hundes informieren und selbstkritisch hinterfragen, ob Sie den Ansprüchen des jeweiligen Tieres gerecht werden können. Einige der Vierbeiner, die im Tierheim oder auf Pflegestellen auf ein neues Zuhause warten, stammen von Menschen, die mit der Haltung dieser „Rasse“ überfordert waren, so dass hier durchaus noch viel Erziehungsarbeit notwendig sein kann. Allerdings können Sie mit der Adoption einen Hund tierisch glücklich machen und haben gleichzeitig einen loyalen Gefährten fürs Leben gewonnen.

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrem Pit Bull!

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