Samojede

Samojede im Wald

Der mittelgrosse Samojede mit dem prachtvollen weissen Haarkleid und dem lächelnden Ausdruck diente den samojedischen Völkern Sibiriens als Jagdhund, Schlittenhund, Hütehund, Wachhund und „Bettwärmer“ – die Nähe zu seinen Menschen braucht der lebhafte und freundliche Hund bis heute.

Charakter

Für das Nomaden-Volk der Nenzen (Samojeden) waren die hübschen Hunde vom Typ Spitz viel mehr als nur Arbeitshunde – sie waren vollwertige Familienmitglieder, die gemeinsam mit ihren Menschen im Zelt schliefen und in den kalten sibirischen Nächten für wohlige Wärme in den Betten ihrer Eigentümer sorgten. Ihr menschenbezogenes Wesen, ihre aufgeschlossene Art und ihr anhänglicher Charakter zeugen noch heute von dieser Vergangenheit. Der Samojede liebt die Gesellschaft und sucht immer wieder die Nähe zu seiner Familie – eine Haltung in einem Zwinger liesse seine sensible Seele verkümmern.

Geselliger Sportskamerad und freundlicher Spielgefährte

Sein munteres Temperament und sein ausgeprägter Bewegungs- und Beschäftigungstrieb machen ihn zu einem idealen Partner für sportlich aktive Menschen, die gemeinsam mit ihrem Hund etwas erleben möchten. Dank seiner fröhlichen und sanften Art ist er auch ein guter Spielgefährte für Kinder, die er ausgesprochen liebt. Scheu oder Aggressivität sind dem freundlichen Samojeden absolut fremd. Als Wachhund taugt er deshalb heute nur bedingt – zwar schlägt er immer noch bellend an, wenn jemand sein Territorium betritt, doch tut er dies in der Regel nur, um den Fremden anschliessend neugierig schwanzwedelnd zu begrüssen.

Ist der Samojede schwer erziehbar?

Nichtsdestotrotz hat der Samojede auch eine sehr stolze und selbstbewusste Seite. Blinden Gehorsam und Unterwürfigkeit kann man von ihm nicht verlangen. Trotz seiner engen Verbundenheit zu seiner Familie geht der intelligente Vierbeiner auch gerne mal eigene Wege – besonders wenn ihm der Sinn einer Übung nicht einleuchten will. Dies führt bisweilen dazu, dass ihn manche Menschen für eigensinnig, stur oder schwer erziehbar halten. Doch mit ein bisschen Fingerspitzengefühl, liebevoller Konsequenz und positiven Motivationsanreizen ist er durchaus bereit, seinem Herrn zu folgen. Selbst sein leichter Jagdtrieb, der sich entgegen der Forderung im Rassestandard noch ab und zu in freier Wildbahn zeigt, lässt sich mit der richtigen Erziehung gut kontrollieren.

Aussehen

Seinen freundlichen und aufgeschlossenen Charakter kauft man diesem Rassehund sofort ab, denn er passt zum typischen „Lächeln“ des Samojeden, das durch den schrägen Ansatz der Augen und den leicht nach oben zeigenden Lefzenwinkel entsteht. Ein weiteres charakteristisches Merkmal, das diesen Schlittenhund bei vielen Menschen so beliebt macht, ist sein üppiges, weisses Haarkleid. An Hals und Schultern bildet es (besonders bei Rüden) eine Art Mähne und an der Rückseite der Oberschenkel die so genannten Hosen. Auch die hoch angesetzte Rute, die in Ruhestellung bis zu den Sprunggelenken reicht, aber meist über den Rücken oder zur Seite gebogen getragen wird, ist buschig befedert.

Idealer Schutzmantel im Polarklima

Auf dem Kopf und an der Vorderseite der Läufe ist das Haar eher kurz und glatt. Hinter den kleinen, aufrecht stehenden Dreiecks-Ohren steht das kurze Haar ab. Im Vergleich zu anderen Schlittenhunden, etwa dem Husky, ist das Fell des Samojeden insgesamt jedoch eher lang. In Kombination mit der kurzen, weichen Unterwolle bot das längere, harsche und glatte Deckhaar einen perfekten Schutz im kalten Polarklima seiner Heimat. Es versteht sich fast von selbst, dass der Samojede mit diesem üppigen, dicken „Mantel“ am liebsten an der frischen Luft ist. Dennoch ist er erstaunlich anpassungsfähig bezüglich klimatischer Veränderungen. So gibt es sogar in Simbabwe einen kleinen Samojeden-Zwinger, dessen Hunde gut mit dem afrikanischen Klima zurechtkommen. Nichtsdestotrotz sollte man im Sommer für genügend Schattenplätze sorgen und zu heisse Temperaturen lieber vermeiden.

Farbe, Grösse und Gewicht

Auch wenn es die ursprünglichen Samojeden auch in brauner oder schwarzer Fellfärbung gab, sieht der heutige Rassestandard nur noch ein rein weisses Fell vor, das maximal weiss-beige (mit wenigen Bisquit-farbenen Abzeichen) oder cremefarben getönt sein darf. Mit einer Widerristhöhe von 57 cm bei Rüden und 53 cm bei Hündinnen gehören die weissen Hunde zu den mittelgrossen Rassen. Abhängig von der Körpergrösse sollte das Gewicht zwischen 20 und 30 kg liegen.

Geschichte

Wie bereits erwähnt, wurden die Samojeden ursprünglich von dem Volksstamm der Nenzen (Samojeden) gehalten, nach dem sie auch benannt wurden. Seit jeher schätzten die Nomaden sie als vielseitige und überaus wertvolle Arbeitshunde im rauen Klima Sibiriens. Sie hüteten die Rentierherden, verteidigten sie mutig gegen Wölfe und Bären, halfen bei der Jagd und zogen die Schlitten. Nachts kuschelten sich ihre Menschen an ihr warmes Fell und genossen in den kalten Nächten die wohlige Wärme der Hunde.

Expeditionsbegleiter zum Nord- und Südpol

In Europa wurden die nordischen Hunde erstmals durch den britischen Zoologen Ernest Kilburn Scott bekannt, der 1889 nach einem dreimonatigen Aufenthalt bei den Samojeden-Stämmen erste Exemplare nach England brachte. Auch in den Berichten des norwegischen Forschers Fridtjof Nansen über seine gescheiterte Nordpol-Expedition im Jahr 1894 werden die ausdauernden und genügsamen Schlittenhunde positiv erwähnt. Daraufhin setzten europäische und amerikanische Wissenschaftler die Hunde immer wieder als Begleiter für Expeditionen in die Arktis und Antarktis ein. 1911 erreichten Samojeden mit Roald Amundsen als erste Nutztiere den Südpol.

Vom Schlitten- zum Familienhund

Der erste Rassestandard wurde im Jahr 1909 in England aufgestellt. Etwa zur gleichen Zeit gelangten erste Exemplare nach Amerika. 1913 wurden die Samojeden offiziell als Hunderasse anerkannt. In den USA wurde Anfang der 20er Jahre mit dem „Samoyed Club of America“ ein erster Zuchtverein gegründet. Intensiv gezüchtet und populär wurden die Hunde jedoch erst in den Nachkriegsjahren, ab den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Heute finden sich neben Zuchtstätten in den Vereinigten Staaten und in England, auch Züchter in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland, Irland, Italien, Spanien und sogar in Australien und Neuseeland. Gezüchtet werden die nordischen Spitze hauptsächlich als Haus- und Famillienhunde sowie als Ausstellungshunde. Als Schlittenhunde bei Schlittenhunderennen werden sie hingegen heute weniger eingesetzt, hier sind schnellere und kräftigere Huskys oder Malamutes an ihre Stelle getreten.

Zucht und Kauf eines Samojeden

Wer sich heute für einen Samojeden als Familienhund interessiert, sollte sich dennoch bewusst sein, dass diese Rasse nach wie vor über einen ausgeprägten Bewegung- und Beschäftigungsdrang verfügt. Als ursprüngliche Arbeitshunde brauchen die Hunde viel Auslauf im Freien und eine sinnvolle Aufgabe, die sie nicht nur körperlich, sondern auch geistig fordert. Sie brauchen einen engen Familienanschluss und viel Kontakt zu anderen Hunden und Menschen. Diese Anforderungen sollten bereits vom Züchter berücksichtigt werden. Ein Züchter, der seine Hunde in einem kahlen, dreckigen Zwinger aufzieht und sich anstatt um Erziehung, Sozialisation und Auslastung in erster Linie um den eigenen Profit kümmert, ist sicherlich der falsche Ansprechpartner, wenn es um den Kauf eines gesunden und gut sozialisierten Hundewelpen geht.

Welche Kriterien sollte der Züchter erfüllen?

Einen Welpen kauft man nicht wie ein paar Schuhe, die man einfach verschenken oder umtauschen kann. Und so sollte der Züchter, bei dem Sie Ihren Samojeden kaufen möchten, gut gewählt sein. Doch woran erkennen Sie einen guten Zwinger? Es gibt einige Punkte, die Aufschluss über die Seriosität eines Züchters geben:

  • Der Züchter lädt Sie zu sich nach Hause ein und zeigt Ihnen bereitwillig die Zuchtstätte und das Muttertier. (Welpen werden beim ersten Treffen häufig noch nicht gezeigt, entweder weil sie noch nicht geboren sind, weil sie noch zu klein sind oder weil der Züchter Sie vor einer überstürzten Kaufentscheidung beim Anblick der süssen Wollknäuel bewahren möchte.)
  • Die Hunde zeigen sich bei Ihrem Besuch freundlich und aufgeschlossen. Samojeden, die aggressiv, scheu oder apathisch wirken, werden vermutlich nicht gut vom Züchter behandelt. Kaufen Sie solche Hunde auf keinen Fall aus Mitleid – denn das würde den „Züchter“ nur darin bestätigen mit seinem kriminellen Verhalten fortzufahren.
  • Der Züchter sollte einem Zuchtverband angehören und über ein breites Wissen und viel Erfahrung mit der nordischen Samojeden-Rasse verfügen.
  • Die Zuchttiere werden vor ihrem Einsatz hinreichend untersucht und Welpen werden mit allen nötigen Papieren, Abstammungsnachweis und Ahnentafel, abgegeben. Aufschluss über eine kontrollierte Aufzucht der Hunde geben darüber hinaus eine FCI Zwingerschutzkarte, ein Wurfabnahmeprotokoll und ein Zuchtstätten-Abnahmebericht.
  • Vor der Mitnahme der Welpen wurden diese gesundheitlich untersucht, geimpft und gechippt. Auch die Eignung der Eltern als Zuchttiere ist offiziell dokumentiert.
  • Der Züchter erkundigt sich genau nach Ihren Lebensumständen, um zu erfahren, ob Sie als Besitzer eines seiner Welpen in Frage kommen – schliesslich interessieren sich verantwortungsvolle Züchter auch nach dem Verkauf für das Wohl ihrer Hunde.
  • Der Züchter verlangt einen angemessenen Preis für seine Welpen (ab CHF 2.000) und verspricht Ihnen keine unseriösen „Schnäppchen“.

Gesundheit und rassetypische Krankheiten

Natürlich muss es nicht unbedingt ein reinrassiger Hund sein, doch in Hinblick auf die Gesundheit ist ein reinrassiger Welpe aus einer seriösen Zucht oft im Vorteil. Strenge Zuchtzulassungen und umfassende Gesundheits-Checks sorgen dafür, dass die Verbreitung rassetypischer Krankheiten kontrolliert und gestoppt wird. Dennoch werden Samojeden hin und wieder mit folgenden rassespezifischen Erbkrankheiten in Verbindung gebracht:

  • Diabetes mellitus
  • Progressive Retinaatrophie (PRA)
  • Taubheit
  • Hüftgelenksdysplasie (HD)
  • Erbliche Nierenentzündung
  • Zwergwuchs (in Verbindung mit Fehlbildungen der Augen)
  • Pulmonalstenose (Kurzatmigkeit/Herzrhythmusstörungen)

Samojede Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung spielt bei der Gesunderhaltung Ihres Hundes eine entscheidende Rolle. Um weiterhin aktiv und mit einem prachtvoll glänzenden Fell durchs Leben zu gehen, braucht der Samojede eine ausreichende Nährstoffversorgung mit Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen. Ihr Tierarzt oder auch Ihr Züchter kann Ihnen diesbezüglich wertvolle Tipps geben und Sie über den genauen Bedarf Ihres Hundes informieren. Grundsätzlich sollte der Samojede viel (frisches) Fleisch oder Fisch bekommen und dazu Gemüse. Getreide steht eigentlich nicht auf dem Speiseplan eines Karnivoren und sollte nur in geringen Mengen verfüttert werden. Besonders beim Kauf von Fertigfutter sollten Sie deshalb einen genauen Blick auf die Inhaltsstoffe werfen.

Fellpflege

Neben gesundem Futter hat auch die richtige Pflege Auswirkungen auf die Fellqualität Ihres Samojeden. Dabei gilt das Motto: „Weniger ist mehr!“ Shampoo und Seife zerstören das hauteigene und überaus wichtige Wollfett des Hundes und sollten nur im Notfall – bei stark verschmutztem Fell – angewendet werden. In der Regel reicht es, wenn Sie Ihren Hund ein bis zweimal pro Woche bürsten, denn das Fell reinigt sich überwiegend selbst. Lediglich im Fellwechsel erhöht sich der Pflegeaufwand auf tägliches Bürsten. In dieser Zeit verliert der Samojede büschelweise an Haaren, die entweder mit dem Kamm entfernt werden oder später mit dem Sauger von Teppichböden und Couch weggesaugt werden müssen.

Was gehört sonst noch zum Pflege-Programm?

  • Regelmässig die Krallen Ihres Hundes schneiden. Spätestens wenn die Fussnägel auf dem Parkett klacken, sollten Sie gekürzt werden. Mit ein wenig Übung können Sie dies selbst machen oder Sie bitten Ihren Tierarzt um Hilfe.
  • Regelmässig die Ohren Ihres Hundes kontrollieren und ggf. säubern (ca. einmal pro Woche). Gerötete Ohren oder andere Veränderungen können auf eine Infektion hindeuten.
  • Regelmässig die Zähne Ihres Hundes reinigen und die Mundhöhle kontrollieren (ca. zwei bis drei Mal pro Woche)

Samojede Haltung

Um einen Samojeden glücklich zu machen, braucht es natürlich mehr als nur gutes Futter und pflegende Zuwendung. Als nordischer Arbeitshund liebt er den Aufenthalt im Freien – egal ob es regnet, stürmt oder schneit. Ein eigener Garten, in dem er sich – zusätzlich zu den gemeinsamen langen Spaziergängen – ab und zu austoben kann, ist sicherlich empfehlenswert. Natürlich kann ein Samojede auch in einer kleineren Wohnung mit wenig eigener Grünfläche gehalten werden – allerdings bedarf es in diesem Fall einiges an Einsatz und Wetterfestigkeit von Seiten des Halters. Denn je kleiner die Wohnung, desto grösser sollten die gemeinsamen Runden an der frischen Luft sein.

Ein Samojede fordert viel Bewegung, aber auch Zeit für Zuwendung

Ergänzend bietet sich für den sibirischen Naturburschen eine Ausbildung zum Rettungshund oder Hundesport an, wie zum Beispiel Agility oder Zughundesport. Neben dem täglichen Bewegungs- und Beschäftigungsprogramm sollten Sie allerdings auch gemeinsame Ruhezeit einplanen, denn der gesellige und anhängliche Samojede braucht nicht nur Action, sondern auch Zuwendung von seinem Besitzer. Körperlich und geistig ausgelastet wird er sich im Haus ausgeglichen, ruhig und sanftmütig präsentieren und die gemeinsamen „Sofa-Stunden“ mit seinen Menschen voll und ganz geniessen. Ein Hund für unerfahrene „Couch-Potatos“ ist er deshalb natürlich noch lange nicht.

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