Eurasier

Verfasst von Kerstin S.
eurasier braune fellfarbe auf stein

Entstanden ist der schöne Eurasier aus der Kombination von Chow-Chow, Wolfsspitz und Samojede.

Der Eurasier ist die jüngste aus Deutschland stammende Hunderasse. Wer diese mittelgrossen Hunde näher kennenlernt, wird nicht nur ihr üppiges Fell bewundern, sondern auch schnell ihr besonderes Wesen schätzen lernen.

Rassestandard: Wie sieht ein Eurasier-Hund aus?

Dem Eurasier sieht man seine Herkunft durchaus an: Er erinnert an einen Spitz-Mischling. Typisch sind die spitzen Ohren und die über den Rücken gebogene Rute.

Er hat zudem einen mittelschweren Körperbau, wobei die Rumpflänge etwas länger ist als die Widerristhöhe. Damit zählt er zu den mittelgrossen bis grossen Hunderassen.

  • Schulterhöhe: Rüden 52-60 cm, Hündinnen 48-56 cm
  • Gewicht: Rüden: 23-32 kg, Hündinnen 18-26 kg
  • Fell: dichte Unterwolle am ganzen Körper, lose anliegendes, mittellanges Deckhaar. Keine Mähne.
  • Farben: Alle Farbschläge sind erlaubt. Die einzigen Ausnahmen bilden Weiss, Gescheckt und Leberbraun.
Ein schwarzer Eurasier-Welpe: Die Rasse gibt es in fast allen Farben.

Charakter: Das Beste aus drei Rassen

Der Name „Eurasier“ stammt von den beiden Kontinenten, aus denen die Ursprungsrassen dieses besonderen Hundes stammen. So sollte er die Zurückhaltung des asiatischen Chow-Chow mit der Freundlichkeit des – ebenfalls aus Asien stammenden – Samojeden und der Umgänglichkeit des europäischen Wolfsspitz kombinieren.

Ist der Eurasier ein Anfängerhund?

Das Ziel der Zucht bestand darin, einen umgänglichen Familienbegleithund zu züchten. Ganz unkompliziert ist der Eurasier allerdings nicht. Denn er bringt eine starke Persönlichkeit und einen kleinen Dickkopf mit. Er eignet sich darum nicht unbedingt für Anfänger.

Der Eurasier bewacht sein Revier aufmerksam, neigt aber nicht zum Kläffen. Manche Rassevertreter haben zudem einen starken Jagdtrieb, andere wiederum sind in dieser Hinsicht unkompliziert.

Was diese Hunderasse darüber hinaus besonders auszeichnet, ist ihr feines Gespür für menschliche Stimmungen. Eurasier sind sehr sensibel und gehen eine enge Bindung mit ihrem Zweibeiner ein.

Fremden gegenüber sind sie dagegen distanziert. Das gilt für Menschen wie auch für andere Hunde. Insbesondere Rüden neigen dazu, keine Artgenossen im eigenen Revier zu tolerieren. Wohlerzogen ist der Eurasier aber ein ruhiger und angenehm zu führender Gefährte.

Sind Eurasier schwer zu erziehen?

Dieser selbstbewusste Begleiter braucht eine klare Führung. Denn manche Eurasier neigen dazu, Aufforderungen schlicht zu ignorieren. Doch mit Konsequenz und Geduld bringen Sie dem Eurasier Grundgehorsam bei.

Der Besuch einer Welpenschule und einer Junghundegruppe kann dabei eine grosse Hilfe sein. Denn durch eine ausreichende Sozialisierung im Welpenalter bleiben erwachsene Rassevertreter entspannter, wenn sie auf Artgenossen treffen. Bei den wenigen jagdfreudigen Vertretern der Rasse sollten Sie einige Zeit für ein Anti-Jagd-Training einplanen.

Zum wem passen Eurasier?

Der Eurasier passt sowohl zu Familien als auch zu alleinstehenden Personen. Hilfreich ist dabei, wenn Sie Hundeerfahrung mitbringen und gerne viel mit Ihrem Hund unternehmen.

In einer geräumigen Stadtwohnung fühlt der Eurasier sich wohl, aber er braucht immer auch viel Bewegung in der freien Natur. Dabei wird er allerdings keine sportlichen Höchstleistungen von Ihnen einfordern.

Mit Kindern versteht sich diese Hunderasse gut. Allerdings gilt wie bei allen Familienhunden: Lassen Sie kleine Kinder nie unbeaufsichtigt mit dem Bello. Bringen Sie ihnen ausserdem einen respektvollen Umgang bei und lassen Sie dem Hund immer ausreichend Möglichkeiten, sich zurückzuziehen.

Für den Fall, dass Sie bereits Katzen in Ihrem Haushalt haben: Der Eurasier lässt sich in der Regel gut an Büsis gewöhnen. Das gelingt umso leichter, wenn er Katzen bereits beim Züchter kennenlernen konnte.

Da sich diese Hunderasse eng an seine Menschen bindet, sollten Sie dies bei der Urlaubsplanung berücksichtigen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Wanderurlaub in gemässigten Klimazonen?

Mehr Informationen finden Sie in unserem Artikel Urlaub mit und ohne Hund.

Der Eurasier vereint eigenwillige und sensible Hunderassen. Für Anfänger eignet er sich daher eher nicht.

Fellpflege: Regelmässiges Bürsten ist Pflicht

Obwohl das Fell üppig aussieht, ist es in der Regel pflegeleicht. Sie sollten Ihren Liebling aber mindestens einmal wöchentlich gründlich bürsten. Während des Fellwechsels müssen Sie häufiger zur Bürste greifen. So verhindern Sie nicht nur kleine Filzknötchen im Fell, sondern auch übermässiges Haaren in der Wohnung

Scheren oder Schneiden sollten Sie Ihren Hund dagegen nicht. Das üppige Fell funktioniert wie eine Klimaanlage und schützt vor Hitze ebenso wie vor Kälte. Scheren würde die Fellstruktur zerstören.

Um Ihrem Liebling die warme Jahreszeit zu erleichtern, können Sie die Unterwolle grosszügig auskämmen. Fragen Sie hierzu im Zweifel erfahrene Halter oder den Hundefriseur Ihres Vertrauens um Rat.

Lesen Sie hier: Tipps rund um die Fellpflege bei Hunden.

Beschäftigung: Wie viel Auslauf braucht ein Eurasier?

Der Eurasier ist gerne mit seinem Menschen zusammen. Er braucht und schätzt täglich lange Spaziergänge in der Natur bei jedem Wetter. Darüber hinaus eignen sich für diese Rasse Hundesportarten, bei denen es weniger auf Schnelligkeit und blinden Gehorsam ankommt.

Optimal ist Fährtenarbeit wie Mantrailing. Hierbei lernt der Hund, sich zu konzentrieren, während er gleichzeitig sein Schnüffelbedürfnis ausleben kann. Achten Sie dabei darauf, Ihren Eurasier nicht in der Nähe von Wildfährten zu trainieren.

Auch mit Clickertraining machen Sie diesem Bello eine Freude, lasten ihn aus und stärken die Bindung zu ihm.

Typische Erkrankungen bei Eurasiern

Seriöse Eurasier-Züchter legen viel Wert auf die Gesundheit der Rasse. Das bedeutet, dass sie die Elterntiere vor dem Zuchteinsatz auf Hüft- und Ellbogendysplasie testen lassen. Hunde mit Epilepsie, Entropium, Patellaluxation, Zahnfehlstellungen oder Verkürzungen der Rute kommen ebenfalls nicht zum Einsatz.

Wie alt kann ein Eurasier werden?

Abgesehen von der Gefahr eines hohen Inzuchtkoeffizienten, die seriöse Eurasier-Züchter kontrollieren können, sind Eurasier grundsätzlich eine robuste Rasse. Achten Sie auf ein gesundes Gewicht, ausreichend Bewegung und ein hochwertiges Hundefutter für Ihren Eurasier. So kann er ein Alter von bis zu 15 Jahren erreichen.

Alles rund ums Thema Fütterung erfahren Sie in unserer Rubrik Hundeernährung.

Die Entstehung des Eurasiers

Die Zucht startete mit der Erfindung eines „Wolfs-Chow“. Erfahren Sie hier, was der berühmte Tierverhaltensforscher Konrad Lorenz damit zu tun hat und wo die Eurasier-Zucht heute steht.

Der Beginn der Eurasier-Zucht liegt in den 1960er-Jahren, genauer gesagt: im Örtchen Weinheim in Baden-Württemberg. Hier wollte Julius Wipfel die Eigenschaften eines unkomplizierten Wolfsspitzes mit denen eines ursprünglicheren Hundes, dem Chow-Chow, verbinden. Es kam zum „Wolfs-Chow“.

Ursprüngliche Hunderassen neu kombiniert

Diese Idee war ganz nach dem Geschmack von Konrad Lorenz, der sich mit Schäferhund-Chow-Chow-Mischlingen beschäftigt hatte. Er unterschied zwischen „Gebrauchshunden“, die sich dem Menschen unterordnen, und den Hunden „nordischen Typs“ mit viel Eigensinn. Sein Ideal: Die Vorzüge beider Typen sollten miteinander vereint werden.

Dies war auch das Ziel der neuen Wolfs-Chow-Züchter: 1972 adoptierte Lorenz die Wolfs-Chow-Hündin Babette („Nanette vom Jägerhof“) und wurde später Ehrenmitglied der heute noch existierenden Zuchtgemeinschaft für Eurasier.

Es blieb aber nicht beim „Wolfs-Chow“. Denn ebenfalls im Jahr 1972 kam es zu Einkreuzungen von Samojeden. Ein Jahr darauf wurde die neue Hunderasse Eurasier vom deutschen VDH und der FCI als eigenständig anerkannt.

Anschaffung: Wie bekommt man einen Eurasier?

Im Sinne des Gründers gehen seriöse Züchter der Eurasierplanzucht nach. Das bedeutet: Interessenten melden sich bei einem Eurasier-Verein.

Der jeweilige Verein vermittelt anschließend den Welpen, wobei Farbwünsche und Wünsche nach dem Geschlecht berücksichtigt werden können. Alle zugehörigen Züchter züchten nur so viele Hunde, wie Interessenten vorhanden sind.

Die zentrale Anlaufstelle in der Schweiz ist der Schweizer Eurasier Club. In Österreich gibt es den Eurasier Club Austria und die Deutschland den Eurasier Klub Sitz Weinheim (EKW), die Kynologische Zuchtgemeinschaft Eurasier (KZG) und die Zuchtgemeinschaft für Eurasier. Diese Vereine sind dem FCI angeschlossen.

Es gibt natürlich noch weitere Vereine im deutschsprachigen Raum. Doch diese sind nicht der FCI angeschlossen. Wer einen „Original-Eurasier“ möchte, sollte sich ausschließlich an einen der genannten wenden.

Was kostet ein Eurasier-Hund?

Ein Eurasier-Welpe, der von einem der oben genannten Vereine vermittelt wird, kostet rund CHF 1.500.

Alternative Rassen

Eurasier bringen viele Eigenschaften ihrer Vorfahren mit sich. Darum könnten interessierte Hundefreunde sich oft auch für den Wolfsspitz oder den Samojeden begeistern. Eigenwilliger im Verhalten ist dagegen der Chow-Chow, der zudem pflegeintensiver ist.

Der als Marke eingetragene Elo ist ein Mischling aus Old English Sheepdog, Chow-Chow und Eurasier. Allerdings wird er von der FCI nicht als eigenständige Rasse anerkannt.

Fazit: Natürlich und besonders

Was als Projekt einiger Hundefreunde begann, hat sich längst als Hunderasse mit vielen Fans etabliert. Die kontrollierte Eurasierplanzucht gehört dabei ebenso zu den Besonderheiten der sympathischen Rasse wie der sensible Dickkopf dieser Bellos. Der Eurasier ist ein Hund für Kenner und die, die es werden möchten!


Kerstin S.
puppy

Das zooplus-Forum war für mich der Einstieg ins freiberufliche Schreiben: Hier kamen 2011 interessierte Katzenfreunde zusammen, um ein eigenes Print-Magazin namens „Pfotenhieb“ zu entwickeln. Neben meinem Germanistik-Studium durfte ich einige Beiträge für den „Pfotenhieb“ verfassen. Heute widme ich mich, mittlerweile als glückliche Hundehalterin, vor allem Tier- und Gesundheitsthemen.


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