Die Geschichte dieses interessanten Rassehundes geht auf einen sehr gewagten biologischen Versuch Mitte der 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. In der damaligen ČSSR kreuzte der Biologe Karel Hartl Deutsche Schäferhunde mit Karpatenwölfe. Den Auftrag dazu gab ihm die Armee. Diese suchte ursprünglichere Diensthunde, die den extremen Witterungsbedingungen der hohen tschechoslowakischen Grenzgebiete besser angepasst waren. Zudem sollten die Hunde eine besondere Schärfe besitzen.
Für Hartl, der mit seinen Versuchen zunächst nicht beabsichtigte eine Hunderasse zu erschaffen, stand vor allem das wissenschaftliche Interesse im Vordergrund. Und die aus den Versuchen resultierenden Erkenntnisse über Fruchtbarkeit und anatomische Eigenheiten der beiden Individuen.
Wölfin und Urmutter Brita
In Einrichtungen des Grenzschutzes der ČSSR sollten die Kreuzungsversuche zwischen den 24 sorgsam ausgewählten Schäferhunden und den vier Karpatenwölfen stattfinden. Bis zum ersten Wurf am 26. Mai 1958 vergingen drei mühsame Jahre.
Die Wölfin Brita – heute die Urmutter des Tschechoslowakischen Wolfshundes – hatte das Decken bis dahin verweigert und alle ausgesuchten Deckrüden verletzt. Zur Paarung kam es erst, als der aggressive und extrem dominante Schäferhund Rüde Cézar z Březového háje per Zufall in das Gehege der Wölfin gelangte.
Dienstuntaugliche Wolfs-Hund-Mischlinge
Die Wolfs-Hund-Hybriden der ersten Generation verpaarte Hartl weiter mit Deutschen Schäferhunden. So entwickelten sich im Verlauf der Jahre vier Zuchtlinien, in die er auch immer wieder Wolfs-Hund-Mischlinge einkreuzte. Die letzte Wolfseinkreuzung erfolgte 1983.
Zwar liess sich schon bei der ersten Generation eine gewisse Erziehbarkeit feststellen, doch für den Einsatz bei der Armee waren die Hybriden noch zu scheu und zu aggressiv.
Erst ab etwa der fünften Generation konnten ein paar Hunde als Diensthunde verwendet werden. Allerdings nur nach einer umfassenden und frühen Sozialisation, durch die sie sich eng an den Menschen banden.
Der Armee war dieser Aufwand wohl zu gross – von ihrem Wunsch nach einer neuen Diensthunderasse nahm sie jedenfalls Abstand. 1971 kam die Zucht des Tschechoslowakischen Wolfshundes damit fast zum Erliegen. Viele Wolf-Hund-Hybriden wurden in Folge dieses Rücktritts getötet.
Der Weg zur Anerkennung der Hunderasse
Nachdem die Armee als Auftraggeber zurückgetreten war, lag die Zucht des Wolfshundes lange brach. Erst zehn Jahre später gründeten interessierte Züchter und Kynologen 1982 den „Klub für Tschechoslowakischen Wolfshunde“. Dadurch wurden die Zuchtbemühungen wieder aufgenommen.
Der kynologische Dachverband der ČSSR erkannte die Zuchtergebnisse bald als neue nationale Rasse an. Die FCI folgte 1989 zunächst mit einer vorläufigen Anerkennung. Weitere zehn Jahre später, im Jahr 1999, wurde der Tschechoslowakische Wolfshund endgültig anerkannt.
Er wird seitdem unter der FCI-Standard-Nummer 332 in der Gruppe 1 (Hüte- und Treibhunde), Sektion 1 (Schäferhunde) geführt.